Wie Jonathan Swifts Gulliver im Land der Zwerge wird der Besucher der Little Big City am Fuß des Fernsehturms selbst zum Riesen, der zu tun hat, das Gewimmel wahrzunehmen. Hier pufft und quasselt es, raucht und brennt und singt sogar. 6000 handbemalte Figürchen im Maßstab 1:24 zeigen sieben Epochen der Geschichte der Stadt Berlin – mit großer Handwerkskunst und sehr viel Liebe zum Detail.
Das Hologramm des fiktiven kleinen Berliners „Fritz Groß“ oder seiner Nachkommen führt durch die Ausstellung, mal ist Fritz ein Harlekin, mal ein Grenzsoldat – ein Berliner im Wandel der Zeiten. Die Show wurde zum Teil in London entwickelt und gefertigt, man merkt, dass hier die Könner von Madame Tussauds ihre Expertise eingebracht haben. Viele Zeitzeugen wurden für die historischen Szenen befragt, die Idee ist, „viele kleine Geschichten im Rahmen der Geschichte sichtbar zu machen“, erläutert Pressefrau Anne Marczinczek, „der Anspruch, das jeder Besucher wenigstens eine Geschichte über Berliner erfährt, die er noch nicht kannte“.
Auch vielen Prominenten im Miniformat begegnet man: Albert Einstein ist mit dem Fahrrad auf dem Potsdamer Platz unterwegs. Wilhelm Röntgen steht mit dem eigenen Röntgenbild vor dem Anhalter Bahnhof. Die erste elektrische Ampel in Berlin wird stolz von Werner von Siemens präsentiert und Turnvater Jahn schwingt seine Miniatur-Beine über den winzigen Sprungbock.
Kindern machen vor allem die interaktiven Elemente großen Spaß. Per Fußpedal lässt ein elfjähriger Besucher im mittelalterlichen Berlin einen roten gegen einen gelben Ritter zum Turnier antreten oder schickt während der Industrialisierung Berlins einen Pferdewagen gegen ein Automobil auf Wettfahrt. In der Weimarer Zeit kann man per Knopfdruck wählen ob Marlene Dietrich im Wintergarten singt oder Houdini seine Zaubershow zeigt. Highlight: Mit einem Mauerstück – Hebel kann man selbst Teil der Geschichte werden und die Mauer im Kleinformat zum Einsturz bringen.
Der größte Bereich der Ausstellung ist Berlin als geteilter Stadt gewidmet. Hier sieht man Kennedy vor dem Schöneberger Rathaus sprechen, oder die DDR vor einem unglaublich Detail getreuen Palast der Republik ihr 40jähriges Jubiläum begehen, nebst Mini-Honecker und Mini-Gorbatschow auf der Tribüne. Allet Jeschichte!
Die wohl aufwendigste und größte Attraktion ist der Berliner Reichstag, noch nicht mit der Kuppel von Sir Norman Foster, sondern noch mit der Original Reichstagskuppel von Paul Wallot. Per Projektsmapping, einer sehr aufwendigen Videotechnik mit sieben Projektoren aus verschiedenen Blickwinkeln erlebt der verblüffte Gast, wie der Reichstag 1933 in Flammen aufgeht und die Wallot Kuppel einstürzt.
Zum Abschluss der Ausstellung kann man per Knopfdruck ein beeindruckendes Silvesterfeuerwerk über dem Brandenburger Tor loslassen.